Nun ist die Zeit, in der auch die letzten von denen gehen, die während der Nazizeit aktiv Widerstand geleistet haben. Eine von ihnen, Gertrud Koch, starb Ende Juni in Köln. Sie war die letzte noch lebende Edelweißpiratin. “Mucki” war ihr Tarnname, als sie in den späten 1930er und 40er Jahren Mitglied der Gruppe Ehrenfeld der Edelweißpiraten war. Als Jugendliche ließ sie Anti-Hitler-Flugblätter von der Kuppel des Hauptbahnhofs regnen, versteckte geflohene Zwangsarbeiter und brach in Lebensmittellager ein, um Illegale zu versorgen. Nach zwei Festnahmen saß Mucki Koch unter anderem zwei Monate in Einzelhaft und konnte nur durch ein Versehen aus der Haft im Gestapogefängnis Abtei Brauweiler entkommen. Ihr Vater aber starb im Konzentrationslager Esterwegen.
Edelweißpiraten gab es damals vor allem im Rheinland, Sachsen und Thüringen, aber auch in Berlin, wo sie sich u.a. Edelhirsche nannten. Es waren eigentlich unpolitische Jugendliche, die sich den Zwängen der NS-Erziehung verweigerten, ihre Haare wachsen ließen und ihre Freizeit an Seen und in gemeinsamen Wanderungen auslebten. Da sie sich auch mit der Hitler-Jugend anlegten, wurden sie bald von der Gestapo verfolgt. In Köln wurden am 10. November 1944 dreizehn Edelweißpiraten öffentlich hingerichtet, darunter zwei erst 16-jährige Jungen. Obwohl sie sich verstecken musste, war Gertrud Koch bei der Hinrichtung ihrer Freunde anwesend.
2011 erhielten sie und die vier anderen damals noch lebenden Kölner Edelweißpiraten das Bundesverdienstkreuz. Zu Ehren der Widerstandsgruppe findet in Köln jährlich das Edelweißpiraten-Festival statt.
Auf dem alten Foto oben ist Mucki Koch stehend in der Mitte inmitten ihrer Freunde zu sehen.
Mist! Wenn erst alle ZEITZEUGEN gestorben sind, wird es für die Leugner noch einfacher. Hut ab vor den Menschen im Widerstand. Ich weiß nicht, ob ich den Mut oder die Chance darauf gehabt hätte. Und danke für deine Artikel. Es ist schön, wenn auch diese gequälten Menschen später noch ein friedliches Leben haben durften und auch lachen konnten.