“Wie fallen Dir bloß immer wieder neue Geschichten ein?” — das ist die Frage, die der Comic-Zeichner mit dem Markenzeichen © TOM wahrscheinlich am meisten hört. Und sie ist verständlich. Seine kleinen Strips namens “Touché”, meist drei Bilder lang, findet man seit 1991 im Berlin-Teil der “taz”. Sechsmal in der Woche lässt er einen kurzen Blick zu in das Leben eines seiner immer wiederkehrenden Protagonisten.
Da ist die alte Frau, Berliner Schnauze, die der Postbeamte an immer demselben Schalter warten lässt. Aber sie rächt sich mit bissigen, schneidenden, und auch bösen Bemerkungen, die den arroganten Beamten verzweifeln lassen.
Oder der junge Bademeister, stets bemüht, die kleinen Jungs daran zu hindern, ins Schwimmbecken zu pinkeln. Hat er seinen Spezi mal am Wickel, versucht er ihm, das Schwimmen beizubringen. Doch der Kleine hat jedes Mal eine neue Ausrede parat, warum das wirklich nicht geht…
Überhaupt die Kinder. Sicher ist Tom kein wirklicher Kinderfeind, aber seine Lieblinge sind es nicht — jedenfalls nicht in seinen Comics. Da rennen sie gegen Laternen, versinken im Schnee oder ihnen passiert anderes Unheil.
Dabei beherrscht der Zeichner perfekt die Kunst des Nicht-Zeigens. In den drei Bildchen beginnt eine Situation, aber wie sie endet, weiß man zwar, oft sieht man es jedoch nicht mehr. Stattdessen fragt man sich jeden Tag aufs Neue: Wie kommt er nur immer wieder auf seine Einfälle?
Das einzige Kind, das immer siegreich aus den Geschichten hervorgeht, ist ein kleiner Junge, der im Sandkasten meterhohe Burgen baut — und diese verteidigt. Egal ob Kinder, Hunde, Bauarbeiter oder andere Erwachsene drohen, der Kleine bleibt immer siegreich.
In der “Opfer-Statistik” der Tom-Comics kommen nach den Kindern gleich die Hunde. Sie und ihre Herrchen leiden in allen erdenklichen Formen, meist in Zusammenhang mit den Hinterlassenschaften auf dem Bürgersteig. Auch die beiden Damen, die an der Wohnungstür ihr Christenmagazin verkaufen wollen, lässt er einiges erleben. Wenn das Wort Gottes nicht reicht, kommt auch mal ein Karatetritt oder eine Pistole zum Einsatz.
Aber Tom lässt auch sonst niemanden ungeschoren: Im Sommer sind es Sonnenhungrigen, die er aufs Korn nimmt, im Dezember alles um Weihnachten. Sein Witz ist nicht bösartig, aber immer herrlich treffgenau.
Es gibt nicht wenig Taz-Leser, die zuerst zum Tom-Comic blättern. Sie begleiten einen tatsächlich in den Tag und sie würden fehlen, wenn ihm doch irgendwann mal die Ideen ausgehen sollten.
Wer die Zeitung nur online liest, findet die Comics übrigens auch im Netz. Dort kann man sich die sogenannten “Ziegelsteine” auch als Buch bestellen, mittlerweile mit insgesamt 8.500 Strips.
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