Kohlhasenbrück

Inwie­weit der Zehlen­dor­fer Orts­teil Kohl­ha­sen­brück mit der Geschichte des Kohl­haas zu tun hat, ist unge­klärt. Hein­rich von Kleist jeden­falls setzte mit “Michael Kohl­haas” 1810 einem Mann ein Denk­mal, der bei einem Über­fall auf den Boten des Kurfürs­ten Joachim II. einen Silber­schatz erbeu­tet hatte und am 22. März 1540 hinge­rich­tet wurde. Tatsäch­lich hieß er Hans Kohl­hase, aller­dings weiß man nicht, ob er aus dem Ort stammte oder aus Cölln, wo ein Mann glei­chen Namens lebte. Unter der nahen Bäke­brü­cke soll noch immer der gestoh­lene Silber­schatz vergra­ben sein.
Sicher ist, dass Kleist eine Verbin­dung hier her hatte, nahe der Havel und des Wann­sees. Aber auch eine verhäng­nis­volle: Am Klei­nen Wann­see setzte der Dich­ter gemein­sam mit Henri­ette Vogel am 21. Novem­ber 1822 mit zwei Pisto­len­schüs­sen seinem Leben ein Ende. An ihren Tod erin­nert ein klei­ner Park. Wer sich Kohl­ha­sen­brück von dort aus nähert, kommt an seinem Grab vorbei.

Kohl­ha­sen­brück ist Pots­dam näher als Berlin und lag während der Teilung der Stadt im Dorn­rös­chen­schlaf. Hier in den tiefs­ten Süden Zehlen­dorfs führte nur noch eine Straße aus Rich­tung Wann­see hinaus. An der Bäke­brü­cke teilte sie sich auf, ein Weg führte zur Exklave Stein­stü­cken.
An der ande­ren Straße liegt Kohl­ha­sen­brück. Hier fließt der Teltow­ka­nal, der wenige hundert Meter weiter west­lich in den Grieb­nitz­see mündet. An Stelle des Kanals befand sich bis 1900 das Flüss­chen Telte oder Bäke. Wie der Name des Ortes andeu­tet, befand sich hier einst eine Brücke, etwa am heuti­gen Königs­weg wurden auch entspre­chende Pfahl­reste gefun­den. Hier steht auch die “Kohl­has-Eiche”, die aller­dings nicht mehr der Origi­nal-Baum ist. Dieser war etwa 1000 Jahre alt, hatte einen Stamm­um­fang von über vier Metern und fiel 1870 einem Blitz­ein­schlag zum Opfer. Die jetzige Eiche wurde in Erin­ne­rung an Kohl­has am 2.9.1873 gepflanzt, an ihr befin­det sich noch heute eine Metall-Erin­ne­rungs­ta­fel aus dem Jahr 1913.

Hinter Kohl­ha­sen­brück geht es weiter zur alten Sied­lung Albrechts Teerofen, an der sich einige Jahre der erste Kontroll­punkt Drei­lin­den befand. Ausgang des 16. Jahr­hun­derts wurde beim Teer­bren­ner Albrecht Kienöl für Drucke­reien, Holz­kohle für Gieße­reien, Pech für Schiffs­bau und Teer als Wagen­schmiere erzeugt. Doch mit dieser Geschichte geht man heute nicht sehr sorg­sam um. Der alte “Teerofen” ist herun­ter­ge­kom­men. Der Zahn der Zeit nagt uner­bitt­lich an diesem geschichts­träch­ti­gen Gebäude, das früher auch Ausflugs­lo­kal war. Heute ist das Gelände Privat­be­sitz. Schil­der warnen vor dem Betre­ten.

Viel weiter kommt man auch heute nicht. Auf dieser Seite des Teltow­ka­nals verläuft die Auto­bahn Rich­tung Berli­ner Ring, links auf der alten Auto­bahn­brü­cke mit dem Kontroll­punkt kann man sich zu Fuß durch ein klei­nes Gitter­tor auf den ehema­li­gen Todes­strei­fen durch­zwän­gen. Einige hundert Meter weiter die eins­tige Auto­bahn entlang erreicht man den klei­nen Ort Drei­lin­den, der zur Gemeinde Klein­mach­now gehört.

Foto: memo­r­ino CC BY-SA 3.0

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