Unterlassene Hilfeleistung

Vorges­tern wachte ich mit einem verkleb­ten Auge auf. Das kann vorkom­men, ist nicht so drama­tisch. Am nächs­ten Tag aber tat das Auge weh, war sehr rot ange­lau­fen. In der Apotheke gab man mir Augen­trop­fen, jede Stunde sollte ich etwas davon einträu­feln. Diszi­pli­niert wie ich sonst nie bin, habe ich mich daran gehal­ten.

Leider ohne Erfolg. Nach dem Aufste­hen heute war das Auge reich­lich geschwol­len, dunkel­rot und tat weh. Nach dem Früh­stück wollte ich zu einem Augen­arzt, aber sämt­li­che Praxen inner­halb von zwei Kilo­me­tern hatten geschlos­sen. Entwe­der waren sie urlaubs­be­dingt zu oder weil sie mitt­wochs sowieso nicht offen waren. Also ging ich zur Tages­kli­nik Manfred Tetz Alt-Moabit. Dort wollte man mich nicht behan­deln, weil ich keinen Termin hatte. Ich sollte doch bitte zum Virchow-Kran­ken­haus im Wedding gehen, die hätten dort eine Augen­kli­nik.
Wenn sie die haben, dann offen­bar nicht für Pati­en­ten. Jeden­falls wurde ich zur Rettungs­stelle geschickt, in der ich erst­mal befragt wurde. Dann musste ich einen Raum weiter, wo ich eben­falls Fragen beant­wor­ten musste. Und dann ging die Warte­rei los. Mit ein, zwei Stun­den hatte ich ja gerech­net, nicht aber, dass es dann drei Stun­den wurden, vier, fünf. Nach 5 ½ Stun­den Herum­sit­zen, obwohl außer mir nur wenige Pati­en­ten vor Ort waren, sagte mir eine Ange­stellte, dass die Augen­ärz­tin nun wieder weg ist, es würde noch eine Weile dauern.
Zwischen­durch hatte ich beim Kassen­ärzt­li­chen Notfall­dienst ange­ru­fen, aber die mein­ten, ich soll im Kran­ken­haus blei­ben, wenn ich schon dort sei.

Ich habe dann aufge­ge­ben und bin nach Hause gefah­ren. Die Aussicht, noch­mal mehrere Stun­den im Kran­ken­haus zu warten hat mich mehr frus­triert als die, den Abend und die Nacht mit Schmer­zen und geschwol­le­nem Auge zu verbrin­gen.

Ich halte das Verhal­ten im des Charité-Kran­ken­haus Virchow, aber auch das der Augen­kli­nik Moabit sowie des Notfall­diens­tes für unter­las­sene Hilfe­leis­tung. Entwe­der sind die für Hilfe zustän­di­gen Einrich­tun­gen so unter­be­setzt, dass sie kaum Pati­en­ten behan­deln können, oder sie sind zu faul, weil man sie dort eher als Belas­tung empfin­det und lieber woan­ders­hin abschiebt.
Ich jeden­falls werde morgen zu meiner Haus­ärz­tin gehen und hoffen, dass sie mir weiter­hel­fen kann.

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3 Kommentare

  1. Lieber Aro, ich hoffe es geht Dir unter­des­sen besser. Meine Geschichte mit dem Virchow ist folgende:

    Ich kam am Abend in dieselbe Notauf­nahme. Ich hatte den ganzen Tag Bauch­krämpfe und Blut gespuckt. Nach 5 Stun­den schickte man mich um 1:00 Uhr nachts nach Hause, weil meine erhöh­ten Blut­werte von 10.000 Leukos (in diesen 5 Stun­den) nicht weiter ange­stie­gen waren. Am nächs­ten Tag machte meine Haus­ärt­zin eine Ultra­schall­un­ter­su­chung und schickte mich mit der Feuer­wehr in DRK Dront­hei­mer­str, wo man mich bereits erwar­tete und mich NOTOPE­RIERTE, weil mein Blind­darm entzün­det war. Es stellte sich später heraus, dass ich einen PERFO­RIER­TEN DARM hatte, der bereits den gesam­ten Bauch mit Blut gefüllt hatte. So dauerte diese OP dann über 2 Stun­den. Der gesamte Darm wurde wie ein Fahr­rad­schlauch geflickt, der Bauch­raum gespült und dann wieder einge­packt. Lecker, oder?

    Als ich das Virchow von ihrer leicht­sin­ni­gen Hand­lungs­weise in Kennt­nis setzte, bekam ich statt einer Entschul­di­gung erklärt, dass es eben in der Nacht in der Notauf­nahme Perso­nal gebraucht hätte, welches ein Ultra­schall­ge­rät bedie­nen und auswer­ten hätte können. Das Blut im Bauch wäre aber wahr­schein­lich erst bei durch eine Verlet­zung der anfäng­lich prak­ti­zier­ten mini­mal­in­va­si­ven Opera­tion entstan­den und erst dadurch diese lange OP nötige gewor­den. Gerne hätte man mich operiert und selbst dieses Geld verdient. Eine Lebens­ge­fahr hätte zu keiner Zeit bestan­den. Schade, dass es auf der Notauf­nahme des Virch­ows kein Perso­nal für Notfälle gibt.

    Na dann…vielen Dank Virchow.

    Ein Anwalt sagte später dazu, dass eine Klage wenig Aussicht hätte, da ich ja keinen Scha­den erlit­ten hätte, sondern einfach nur Glück hatte über­lebt zu haben. Für 12 Stun­den Extraschmer­zen gibt es einfach kein Geld. Na dann, danke Gott.

    In diesem Sinn, alles Gute für Dich.

  2. Nach­trag: Bei einer späte­ren Visite beim Chef­arzt des DRK, wurde mir — auch nach stun­den­lan­ger Warte­zeit trotz Termin — gesagt, dass von der Perfo­ra­tion des Darmes nichts (mehr?)in der Akte stehen würde. Ein Rabe der SCHLIM­MES dabei denkt…

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