Zerstörtes Osdorf

Wer im Südwes­ten der Stadt aus dem S‑Bahnhof Osdor­fer Straße tritt, wundert sich kaum über den Namen der namens­ge­ben­den Straße davor. Zu lange ist es her, dass der Name Osdorf hier noch eine Bedeu­tung hatte. Dabei lag das Dorf nur einige hundert Meter weiter südlich, die Straße führte direkt zu ihm. Doch 1961 änderte sich alles. Die 500 Bewoh­ner von Osdorf waren plötz­lich zu zwei Seiten vom nahen West-Berlin abge­schnit­ten. Die nächste größere Ortschaft war Teltow, das damals noch längst nicht so städ­tisch war wie heute.

Doch dieses Schick­sal, das ja viele grenz­nahe Ortschaf­ten teil­ten, war nicht alles. 1968 begann die DDR damit, die Bewohner*innen von Osdorf auszu­sie­deln. Inner­halb von zwei Jahren muss­ten alle das Dorf verlas­sen und ins einen Kilo­me­ter südlich gele­gene Hein­ers­dorf umzie­hen, das heute zu Groß­bee­ren gehört. Damals wurden extra mehrere Wohn­blö­cke errich­tet, in die die Bauern und ihre Fami­lien einzie­hen muss­ten.

Dabei war Osdorf kein unwich­ti­ges Dorf. In der Chro­nik, die 500 Jahre zurück reicht, sind gerade die 1950er und 60er Jahre als Zeiten einer guten Entwick­lung verzeich­net. Osdorf war demnach eines der Haupt­lie­fe­ran­ten von Fleisch und Milch nach Pots­dam und Berlin. Der kleine Ort hatte einen eige­nen Kinder­gar­ten und ein Lebens­mit­tel­ge­schäft.

Nach der Umsied­lung der Osdorfer*innen wurde fast das gesamte Dorf von Sowjet-Solda­ten abge­ris­sen und aus dem Mate­rial im Wüns­dor­fer Haupt­quar­tier neue Häuser gebaut. Ledig­lich die lange Scheune blieb erhal­ten, da sie noch gebraucht wurde.

Wer heute ins ehema­lige Osdorf fährt, bemerkt noch Teile des Ortes: Die gepflas­terte Straße, Reste der Haus­rui­nen, der Eingang zu einem Keller. Seit 2003 erin­nert ein Gedenk­stein im ehema­li­gen Dorf daran, dass dort Menschen vertrie­ben wurden, um die Grenze der DDR siche­rer zu machen. Und weiter­hin gibt es den S‑Bahnhof Osdor­fer Straße, auch wenn die meis­ten Fahr­gäste gar nicht wissen, worauf sich der Name bezieht.

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Vorsicht, Terrorist!

Mitt­ler­weile habe ich den Eindruck, als wären wir alles Terro­ris­ten. Zumin­dest poten­zi­elle. Aber doch eigent­lich schon welche. Da ich wöchent­lich mindes­tens einmal einen Fahr­gast­auf­trag zum Bundes­in­nen­mi­nis­te­rium habe, sollte ich viel­leicht bei nächs­ten Mal gleich eine […]

1 Kommentar

  1. Sehr sehr Schade das man dieses Dorf nicht wieder wie früher aufbaut. :-( Es soll­ten ja wohl noch alte Unter­la­gen wo welche Gebäude gestan­den haben exis­tie­ren. Auch gibt es von diesem Dorf kaum bis gar keine S/W Fotos so das man sich den Ort nur sehr schwer vorstel­len kann. :-(

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