Gedenken an Deportationen — Ausstellung zerstört!

In Moabit wird den ganzen Monat über an die Depor­ta­tio­nen der Berli­ner Juden erin­nert. Über die Hälfte der Opfer wurden vom Moabi­ter Güter­bahn­hof in die Konzen­tra­ti­ons­la­ger depor­tiert.
In einem Schau­kas­ten vor dem Rathaus in der Turm­straße hat die Initia­tive Sie waren Nach­barn eine Instal­la­tion aufge­baut. Mehrere alte Koffer, Fotos und Klei­dung wurden ausge­stellt, auf der Rück­seite sind über 1.800 Namen von Depor­tier­ten aufge­lis­tet, zusam­men mit den Daten ihrer Ermor­dung, soweit bekannt.

UPDATE 7. Novem­ber 2012:
Heute Vormit­tag wurde vom Bezirks­amt Mitte die Ausstel­lung abge­räumt, die über die Depor­ta­tio­nen Moabi­ter Juden während der Nazi­zeit infor­mierte. Die Ausstel­lung im Schau­kas­ten vor dem Rathaus Mitte in der Turm­straße bestand aus einer Instal­la­tion, die die Depor­ta­tio­nen symbo­li­sierte. Außer­dem wurde eine Liste mit den Daten der über 1.800 Depor­tier­ten gezeigt, die eben­falls abge­baut wurde. Einge­rich­tet wurde die Ausstel­lung am vergan­ge­nen Donners­tag von der Initia­tive »Sie waren Nach­barn«.
Als Begrün­dung nannte eine zustän­dige Sach­be­ar­bei­te­rin, dass für die Ausstel­lung keine Geneh­mi­gung vorge­le­gen hätte, was nicht stimmt. Bereits im Herbst 2011, also vor mehr als einem Jahr, wurde sie geneh­migt und zwar für den 1. bis 30. Novem­ber 2012. Bei einem Tele­fo­nat, das nach der bereits erfolg­ten Zerstö­rung statt­fand, sagte die Sach­be­ar­bei­te­rin, dass der Stadt­rat den Schau­kas­ten braucht.
Warum wir nicht im Vorfeld darüber infor­miert wurden, warum man nicht vorher das Gespräch mit uns gesucht hat, darüber sagte sie nicht. Nur, dass wir eben »Pech gehabt« hätten.
Die Begrün­dung, wir würden nicht »auf der Liste« stehen, ist hane­bü­chen. Selbst­ver­ständ­lich gab es diese klare Verein­ba­rung und es liegt der Verdacht nahe, dass hier eigene Inter­es­sen vor das Geden­ken gestellt werden sollen.
Dies ist beson­ders empö­rend, weil es uns wich­tig war, diese Erin­ne­rung auch über den 9. Novem­ber hinaus zu zeigen, dem Tag der Reichs­pro­grom­nacht. Ausge­rech­net hier in Moabit, wo die meis­ten Depor­ta­tio­nen aus Berlin began­nen, wird eine Erin­ne­rung daran von Amts wegen abge­räumt.
Wir fordern eine sofor­tige Wieder­her­stel­lung der Ausstel­lung sowie eine Stel­lung­nahme des Bezirks­amts!

UPDATE 8. Novem­ber 2012:
Am heuti­gen Donners­tag Nach­mit­tag haben wir vom zustän­di­gen Stadt­rat eine Entschul­di­gung für die Zerstö­rung erhal­ten und die Zusi­che­rung, dass wir den Schau­kas­ten jetzt wieder nutzen können. Es hätte sich um einen Fehler eines Ange­stell­ten gehan­delt. Am Abend haben wir die Ausstel­lung deshalb wieder aufge­baut, Listen und Plakate muss­ten erneu­ert werden.
Ein Dank geht dabei an die Haus­ar­bei­ter des Rathau­ses, die gestern mehr­mals nach­ge­fragt haben, ob sie die Ausstel­lung wirk­lich abbauen sollen, was doch so kurz vor dem 9. Novem­ber nicht in Ordnung sein kann. Sie haben alle Ausstel­lungs­stü­cke sehr sorg­sam behan­delt, so dass das meiste wieder zu verwer­ten war. Auch mehrere andere Perso­nen inner­halb des Bezirks­amts haben sich dort sehr für uns einge­setzt.

Insge­samt haben wir ein großes Inter­esse von Seiten der Medien und eine breite Soli­da­ri­tät erfah­ren. Mehrere Perso­nen haben sich schrift­lich bei uns über das Vorge­hen des Amtes empört. Die Frak­tion der Grünen will in der BVV nach­ha­ken, wie es dazu kommen konnte. Die Kirchen­ge­meinde Moabit-West hat einen Protest­brief an den Bürger­meis­ter Hanke geschrie­ben. Mehrere Zeitun­gen sowie die RBB-Abend­schau berich­te­ten über den Vorfall.

Wir sind sehr froh, dass die ganze Ange­le­gen­heit gütlich gere­gelt werden konnte, auch wenn wir noch immer nicht wissen, was tatsäch­lich hinter dem Abriss der Ausstel­lung steckte. Mit dem »Nach­fol­ger« im Schau­kas­ten, dem Koor­di­na­ti­ons­büro für das Förder­ge­biet Akti­ves Zentrum Turm­straße, haben wir uns geei­nigt, dass sie den Ort nun ab dem 26. Novem­ber nutzen können.

Einen großen Dank an alle, die uns gestern und heute so erfolg­reich unter­stützt haben!

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