Zentralfriedhof Friedrichsfelde saniert

Am heuti­gen Sonn­tag fand wieder das jähr­li­che Ritual statt: Mehrere tausend Anti­fa­schis­ten zogen zu den Gräbern von Karl Lieb­knecht und Rosa Luxem­burg. Diese Ehrung der KPD-Grün­der war in DDR-Zeiten eine Pflicht­ver­an­stal­tung, heute nehmen vor allem über­zeugte Kommu­nis­ten und Auto­nome daran teil. Immer mehr gleicht dieser Aufmarsch einem Gruf­tie-Tref­fen, neben arti­gen Partei­sol­da­ten (ex-SED, heute PDS/Linkspartei) geben sich die noch leben­den Oberen von Partei und Staats­si­cher­heit regel­mä­ßig die Ehre.
Einige Tage zuvor wurde die Sanie­rung des Fried­hofs abge­schlos­sen — des gesam­ten Areals, nicht nur die der “Gedenk­stätte der Sozia­lis­ten”. Diese Gedenk­stätte war heute wie damals das Ziel der Ewig­gest­ri­gen, die sich sogar einer eige­nen Fußbo­den­hei­zung erfreuen durf­ten. Zwischen den Gräbern der Verbli­che­nen soll­ten die Alther­ren-Appa­rat­schicks keine kalten Füße bekom­men…

Jetzt exis­tiert ein Wege­leit­sys­tem, das den Besu­chern einen Über­blick über die einzel­nen Areale des Fried­hofs gibt. Ein Rund­weg führt zu den inter­es­san­ten Orten und Gräbern, wer ihn komplett ablau­fen möchte, muss zwei Stun­den Zeit einpla­nen. Dafür wird er aber auch zu Area­len wie der Künst­ler­ko­lo­nie geführt, zahl­rei­che Erläu­te­rungs­ta­feln geben Auskunft über Perso­nen oder Grab­an­la­gen. Am Eingang können Besu­cher nun auch einen Fried­hofs­plan bekom­men, der die wich­tigs­ten Orte und Wege vorstellt.

Der Fried­hof Fried­richs­felde wurde bereits 1881 einge­rich­tet, als erster nicht konfes­si­ons­ge­bun­de­ner Begräb­nis­platz. Da er als Park­fried­hof ange­legt wurde, erfreute er sich sofort großer Beliebt­heit. Mit der Beer­di­gung des SPD-Grün­ders Wilhelm Lieb­knecht, zu der zehn­tau­sende Berli­ner kamen, wurde der Fried­hof in ganz Deutsch­land bekannt. Weil danach weitere Sozi­al­de­mo­kra­ten dort beer­digt wurden, nannte man ihn schon vor dem ersten Welt­krieg “Sozia­lis­ten­fried­hof”. Auch Wilhelm Lieb­knechts Sohn Karl sowie Rosa Luxem­burg kamen auf den Fried­richs­fel­der Fried­hof, 1926 wurde ihnen ein “Revo­lu­ti­ons­denk­mal” errich­tet, das die Nazis 1935 aber wieder abrei­ßen ließen.
Im Jahr 1951 entstand die “Gedenk­stätte der Sozia­lis­ten”, die dann mit den Gräbern hoch­ran­gi­ger Sozia­lis­ten und Kommu­nis­ten gefüllt wurde. Unter ande­rem liegen hier Walter Ulbricht, Ernst Thäl­mann, Wilhelm Pieck, Otto Grote­wohl sowie diverse DDR-Minis­ter und führende Partei­funk­tio­näre.

Die jetzige Sanie­rung kostete rund 500.000 Euro, sie wurde haupt­säch­lich von der Deut­schen Klas­sen­lot­te­rie finan­ziert. Orga­ni­siert wurde sie von einem links­ge­rich­te­ten “Förder­kreis Erin­ne­rungs­stätte der Deut­schen Arbei­ter­be­we­gung Berlin-Fried­richs­felde”. Dieser Kreis verant­wor­tet auch die neue Ausstel­lung am Fried­hofs­ein­gang. Die PDS-Mitglie­der im Verein haben verhin­dert, dass dort die Grün­dung der SED als Zwangs­ver­ei­ni­gung von KPD und SPD bezeich­net werden kann, was sie ohne Zwei­fel war. Offen­bar ist nicht nur eine Sanie­rung des Gelän­des notwen­dig, sondern auch des unsäg­li­chen Geis­tes, der hier noch immer über die Gräber weht.

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