Die Pudelbar

Im Novem­ber 1962 öffnete in der Fried­rich­straße 112a die Pudel­bar, die in Ost-Berlin bald sehr beliebt wurde. Sie soll ihren Namen wegen eines klei­nen schwar­zen Pudels erhal­ten haben, der während der Reno­vier­ungas­ar­bei­ten den Bauar­bei­tern im Weg herum stand.
Die Bar war Teil des in den 1960er Jahren sehr berühm­ten Grand-Cafés.

Schon ein Jahr nach der Eröff­nung begann jedoch die Staats­an­walt­schaft gegen einen Teil des Kollek­tivs zu ermit­teln. 1964 wurden der Objekt­lei­ter, zwei Büfet­tiers sowie vier Kell­ner wegen Wein­pan­sche­rei, Untreue, Unter­schla­gung und Betrug zu bis fünf Jahren Zucht­haus verur­teilt. Laut Urteil hatten sie in mindes­tens 7.000 Fällen hoch­wer­ti­gen Wein verpanscht und auch beim Essen gute Lebens­mit­tel gegen minder­wer­tige ausge­tauscht und sie dann woan­ders weiter­ver­kauft.

Der Beliebt­heit der Pudel­bar scha­dete es nicht, im Gegen­teil: Offen­bar machte der verruchte Ruf der Bar sie erst recht inter­es­sant. Während der gesam­ten 1960er Jahre war das Lokal vor allem am späten Abend über­aus beliebt. Mehr als einmal erschien die Volks­po­li­zei, weil manche Gäste ihre Party auf die Straße trugen und es immer wieder Ärger mit der Ordnungs­macht gab.

1970 kam dann das Aus, anstelle von Grand Café und Pudel­bar eröff­nete nach einem 200.000 Mark teurem Umbau die “Tanz­bar Fried­rich­stadt”, die wesent­lich dezen­ter und seriö­ser auftrat. Hier wurde aber nicht nur getanzt, sondern die “Mehr­zweck­gast­stätte” bot bereits ab 9 Uhr morgens Essen an. An die lauten Nächte in der Pudel­bar erin­nerte da nichts mehr.

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