Autobau im Westhafen

Im vori­gen Jahr­hun­dert war Moabit für einige Jahre auch Stand­ort einer Auto­mo­bil­pro­duk­tion. Tausende Fahr­zeuge ließ die US-ameri­ka­ni­sche Firma “Ford Motor Company” im West­ha­fen bauen.

Möglich war dies, weil es im 1923 fertig­ge­stell­ten Hafen­ge­lände viele freie Kapa­zi­tä­ten gab. Die Gebäude stan­den zu etwa einem Vier­tel leer, was vor allem an den wirt­schaft­li­chen Spät­fol­gen des Ersten Welt­kriegs und der Infla­tion lag. Dieses Über­an­ge­bot von Lager­raum nutze Ford ab 1926 im West­ha­fen, erst­mal aber nur als Ersatz­teil­la­ger. Ab dem 8. April montier­ten 37 Arbei­ter täglich um die 50 Exem­plare des T‑Modells, auch genannt die Tin Lizzie (“Blechlie­sel”). Dieses Modell war 64 Jahre lang das meist­ver­kaufte Auto der Welt, bis es 1972 vom VW Käfer abge­löst wurde. Im West­ha­fen gab es jedoch keine wirk­li­che Produk­tion, sondern die Teile wurden in Holz­kis­ten aus den USA ange­lie­fert und hier zusam­men­ge­baut.

Die stan­dard­mä­ßig schwarz lackier­ten Fahr­zeuge für den deut­schen Markt koste­ten ab 2.750 Mark. Vom Früh­jahr 1926 bis August 1927 sind 3.770 Autos montiert worden. Dann wurde die Halle erst­mal still­ge­legt. Ford hatte beschlos­sen, auf ein neues Modell umzu­stei­gen, welt­weit wurde die Produk­tion des Modells T gestoppt. Statt­des­sen sollte der Nach­fol­ger, das A‑Modell, gebaut werden, doch die Entwick­lungs­ar­bei­ten verzö­ger­ten sich.

So wurde auch im West­ha­fen erst ein Jahr später, im August 1928, wieder mit der Montage von Fords begon­nen. Dies­mal im größe­ren Umfang, zeit­weise arbei­te­ten 230 Menschen am Moabi­ter A‑Modell. Dieses Auto war schon wesent­lich komfor­ta­bler, hatte Schei­ben­wi­scher, Benzin­uhr, Rück­spie­gel, der 3,2‑Liter-Vierzylindermotor brachte es auf über 100 Stun­den­ki­lo­me­ter.

Die Produk­tion musste ausge­wei­tet werden und der Stand­ort im West­ha­fen wurde zu klein. Deshalb beschloss Ford, in Köln ein neues Auto­mo­bil­werk zu errich­ten. In Moabit wurde am 11. Novem­ber 1930 das letzte Fahr­zeug fertig­ge­stellt. Ein paar Monate noch diente es für Repa­ra­tur­ar­bei­ten, bis am 15. April 1931 endgül­tig Schluss war. Insge­samt wurden hier mehr als 25.000 Autos herge­stellt.

Fotos: ModelT­Mitch, CC BY-SA 4.0 (1), Neuköll­ner, CC BY-SA 4.0 (2)

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