Die Mulackritze

Wer heute noch eine typi­sche Kneipe wie aus Zilles Zeiten sucht, hat ein Problem. Es gibt noch zwar noch einige Lokale aus der Zeit, z.B. in Schö­ne­berg und Char­lot­ten­burg, aber deren Einrich­tung wurde im Laufe der Jahr­zehnte ange­passt. Auch wenn teil­weise noch die alten Regale hinter dem Tresen stehen, man merkt ihnen das 21. Jahr­hun­dert an.
Ganz anders in der Mulack­ritze. Zwar gibt es auch diese Kneipe schon lange nicht mehr, aber Char­lotte von Mahls­dorf hat sie vor dem Abriss des zwei­stö­cki­gen Hauses Mulack­straße 15 komplett ausge­baut und geret­tet. Angeb­lich brachte sie all die Möbel auf einem Hand­wa­gen 15 Kilo­me­ter weit nach Mahls­dorf.

Aber wie auch immer sie dort hinge­kom­men sind: 1964 wurden die Kneipe in das eins­tige Guts­haus einge­baut und noch heute ist die Mulack­ritze dort zu besich­ti­gen.
Eigent­lich hieß das Lokal Sodtke’s Restau­rant, der Name Mulack­ritze bezog sich auf den Namen der sehr schma­len Mulack­straße. Bekannte Künstler*innen wie Marlene Diet­rich, Claire Wald­off, Bertolt Brecht oder Gustaf Gründ­gens waren dort zu Gast. Ein eben­falls berühm­ter Künst­ler zeich­nete in der Mulack­ritze sein “Berli­ner Mill­jöh”. Das hatte Hein­rich Zille dort prak­ti­scher­weise direkt vor Augen.
Und auch der Ring­ver­ein Immer­treu traf sich dort, vergleich­bar viel­leicht mit den heuti­gen Hells Angels.

Doch Sodtke verdiente sein Geld nicht nur mit Bier und Bock­wurst: In der oberen Etage befand sich die “Huren­stube”, die heute eben­falls im Grün­de­zeit­mu­seum zu sehen ist. In der Mulack­straße ist vom Mill­jöh längst nichts mehr zu sehen. Zu DDR-Zeiten wurde ein Teil der Gebäude abge­ris­sen, seit den 1990ern zahl­rei­che Neubau­ten hinein­ge­pflanzt. Wer heute sehen will was Zille malte, muss nach Mahls­dorf fahren.

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