Doch wieder Verbotspartei

Als 1980 die Grünen gegrün­det wurden, war viel von „anti­au­to­ri­tär“ die Rede. In vielen gesell­schaft­li­chen Berei­chen soll­ten Verbote aufge­ho­ben werden, Tabus gebro­chen und neue Ideen umge­setzt werden. Die Partei der 68er wollte eine andere Poli­tik machen als die bis dahin etablier­ten Parteien. Leider aber sieht das heute ganz anders aus.

Längst sind die Grünen zu einer Partei gewor­den, die wie die meis­ten ande­ren nur die eigene Klien­tel vertritt und allen ande­ren die eigene Meinung und Bedürf­nisse aufzwin­gen will. Das hat ihr in der Vergan­gen­heit die Bezeich­nung Verbots­par­tei einge­bracht, wobei natür­lich auch die ande­ren rele­van­ten Parteien ihre Listen mit geplan­ten oder gewünsch­ten Verbo­ten führen.

Der Unter­schied ist, dass die Grünen sich in der Vergan­gen­heit aber als anti­au­to­ri­tär gese­hen haben, in diesem Punkt jedoch ihre eins­ti­gen Ansich­ten verra­ten haben. Was ihnen nicht gefällt, soll verbo­ten werden. So hat die Vorsit­zende der Grünen-Frak­tion im Abge­ord­ne­ten­haus Antje Kapek am Wochen­ende bekannt­ge­ge­ben, dass sich der FDP-Poli­ti­ker Martin Hagen kurz vor Silves­ter mit Böllern und Rake­ten foto­gra­fie­ren ließ. Das Lagern von Feuer­werk sei eine Straf­tat, dabei ging es gar nicht darum. Ihre Senats­kol­le­gin­nen möch­ten Feuer­werk in Berlin sogar grund­sätz­lich verbie­ten. Nach dem Motto: „Was mir nicht gefällt, dürfen auch andere nicht haben.“

Viel schlim­mer ist es bei den grünen Plänen zur Verkehrs­wende. Da geht es nicht nur um die Redu­zie­rung von Abga­sen, sondern um die gene­relle Durch­set­zung einer auto­freien Stadt – übri­gens auch von Elek­tro­fahr­zeu­gen, die gar keine Abgase haben. Natür­lich muss der Auto­ver­kehr redu­ziert werden, Radfah­re­rIn­nen brau­chen wesent­lich mehr Platz und mehr Sicher­heit auf der Straße. Aber dass das private Auto­fah­ren gene­rell verbo­ten werden soll, ist ein Eingriff in die Frei­heit der Menschen, die nicht akzep­ta­bel ist. Es gibt Gründe, weshalb Leute mit dem Auto fahren. An meinem Beispiel: Ich fahre zwar auch viel Fahr­rad, aber sehr ungern bei Nässe, Kälte oder Glätte. Für lange Stre­cken (z.B. zur Arbeit oder zur Fami­lie) brau­che ich damit sehr viel mehr Zeit, als mit dem Auto. Busse und Bahnen nutze ich möglichst gar nicht, sie sind Viren­schleu­dern, Mitfah­rende oft sehr unan­ge­nehm und ich brau­che z.B. für den Weg zur Arbeit doppelt so lange, wie mit dem Auto. Ich möchte mir nicht vorschrei­ben lassen, wie ich mich in der Stadt fort­zu­be­we­gen habe. Erst recht nicht von Leuten, die sich selber gerne im Dienst­wa­gen herum­fah­ren lassen. Mein Auto steht auf dem Hof und auf der Arbeit im Park­haus. Wann immer es geht, fahre ich mit dem Rad oder gehe zu Fuß. Aber bei weite­ren Stre­cken, bei Einkäu­fen oder schlech­tem Wetter möchte ich weiter­hin das Recht haben, auch mit meinem Auto fahren zu können. Und das nicht nur – wie als „Alter­na­tive“ vorge­schla­gen – nur 12 mal im Jahr!

Die Bevor­mun­dung durch die Grünen sind viel­fäl­tig. So forderte der neue Bundes­mi­nis­ter Cem Özdemir vor einer Woche, dass Lebens­mit­tel nicht mehr billig sein dürf­ten. Wohl­ge­merkt: Es ging nicht um die Stei­ge­rung der Quali­tät, sondern um die Preise. Jemand mit einem Monats­ge­halt von über 16.000 Euro kann das natür­lich locker zahlen. Dass es aber auch viele Menschen in Deutsch­land gibt, die froh sind, wenn sie sich viel­leicht ein, zwei warme Mahl­zei­ten in der Woche leis­ten können, inter­es­siert Özdemir offen­bar nicht.

Soziale Poli­tik war zumin­dest in den vergan­ge­nen Jahren nicht die Sache der Grünen. Verbote und Bevor­mun­dung der Bürge­rIn­nen erschei­nen ihnen offen­bar ein adäqua­tes Mittel zu sein, ihre Meinung durch­zu­set­zen. Dies gilt auch inner­halb der Partei: Als im Dezem­ber die BVV-Abge­ord­nete Ingrid Berter­mann zur Links­par­tei wech­selte, schäum­ten einige verblie­be­nen Frak­ti­ons­kol­le­gen. Sie forder­ten die Rück­gabe des Mandats, obwohl Frau Berter­mann als Person in die BVV gewählt worden war und nicht als Partei­ver­tre­te­rin. Das wird aber nicht akzep­tiert, dabei ist dies ein demo­kra­ti­sches Prin­zip. Ein Grund für den Über­tritt war, dass die Frak­tion wieder den bishe­ri­gen Bezirks­bür­ger­meis­ter Stephan von Dassel aufge­stellt hat, obwohl dieser eine zutiefst unso­ziale Poli­tik vertritt. So brüs­tete er sich damit, etli­che Obdach­lo­sen­la­ger abge­räumt zu haben.

Die Grünen als Gegen­be­we­gung zur bürger­li­chen Poli­tik sind leider längst Vergan­gen­heit, sie sind genauso wenig eine Alter­na­tive zur SPD-CDU-FDP, wie die AFD.

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