Keine Lust auf das Grauen

Wirk­lich Lust auf Schule hatten dieje­ni­gen wohl nicht, die einige Tage vor Feri­en­ende in der Pankower Eliza­beth-Shaw-Grund­schule eine selbst­ge­bas­telte Rohr­bombe depo­niert haben. Oder auch keine Lust auf Schü­ler, aber das ist natür­lich nicht die feine Art. Glück­li­cher­weise wurde das Teil früh gefun­den. Nach Anga­ben der Poli­zei war es aller­dings rela­tiv klein, aber noch ausrei­chend für schwere Verlet­zun­gen.
Keine Lust hatte auch die Poli­zei, dass die Rocker­gruppe Hells Angels ihr neues Vereins­heim am Span­dauer Damm mit einem Motor­rad­korso durch die City einweiht. Sie sperrte deshalb die Straße und legte Nagel­tep­pi­che aus, die dummer­weise von eini­gen der Höllen­en­gel zu spät gese­hen wurden. 200 Rocker wurden über­prüft, wobei es gleich ein paar Fest­nah­men wegen Waffen­be­sitz gab.

Auch das Ordnungs­amt hat keine Lust. Eben­falls in Char­lot­ten­burg-Wilmers­dorf stürm­ten seine Mitar­bei­ter in den Preu­ßen­park am Fehr­bel­li­ner Platz, wo sich seit vielen Jahren an warmen Sommer-Wochen­ende thai­län­di­sche Fami­lien tref­fen. Da wird gegrillt und getrun­ken und gefei­ert. Ausge­rech­net im Park der Preu­ßen geht sowas natür­lich nicht ohne eine spezi­elle Geneh­mi­gung und so zogen die preu­ßi­schen Ordnungs­hü­ter aus und konfis­zier­ten Gasko­cher als Beweis­stück, auf dass die Straf­ta­ten ein Ende haben. Angeb­lich hätten sich auch Anwoh­ner über den Geruch beschwert, was aber mangels Anwoh­ner schlecht möglich ist. Beson­ders blöd äußert sich der zustän­dige Stadt­rat Marc Schulte, der in der Aktion des Ordnungs­am­tes auch eine Fürsor­ge­pflicht für die Thais sieht: Das ange­bo­tene Essen wäre ja nicht hygie­nisch geprüft.

Und noch­mal der glei­che Bezirk, dies­mal hat die Deut­sche Bahn keine Lust. Sie will, dass der Zille-Hof unter den Bahn­glei­sen an der Fasa­nen­straße verschwin­det. Deshalb hat sie der Betrei­be­rin des Trödel­markts gekün­digt. Zwar wurde ihr ein Ersatz­stand­ort in Moabit ange­bo­ten, der aber soll laut der Tröd­le­rin nicht gleich­wer­tig sein, weil er feuchte Mauern hat. Also hat sie keine Lust den Zille-Hof am jetzi­gen Stand­ort zu verlas­sen. Die Bahn will dort “geho­bene Gastro­no­mie und Einzel­han­del” einrich­ten, da stört ein Trödel­markt natür­lich.

Auch in Span­dau hatte jemand keine Lust, er verließ seine Partei “Die Grauen” und wech­selte zur FDP. Sieg­fried Gunder heißt der Mann und nach­dem er die Fron­ten gewech­selt hatte und die Grauen damit den Frak­ti­ons­sta­tus verlo­ren, gaben sie eine Todes­an­zeige auf: Gunder sei “völlig uner­war­tet aus unse­rem Leben geschie­den” stand dort. Gunder graute es und gab nun eben­falls eine Anzeige auf. Aller­dings bei der Poli­zei.
Tatsäch­lich von uns gegan­gen ist jedoch Tilo Stöhr. Der starb zwar schon vor drei Jahren, sein Tradi­ti­ons­ge­schäft am Kaiser­damm lebte aber erst­mal weiter. Doch das Fami­li­en­un­ter­neh­men ist jetzt pleite, Rund­funk- und Haus­halts­elek­tro­ge­räte gibt es in der Gegend in den Centern billi­ger, wenn auch manch­mal nur gefühlt. Das brach dem Geschäft das Genick. Aller­dings geht es in ganz ande­rer Rich­tung weiter, statt Kühl­schrän­ken handelt Tilo Stöhr jun. nämlich auch noch mit Immo­bi­lien. Dort wird demnächst bestimmt ein weite­res Laden­ge­schäft im Ange­bot auftau­chen.
Auftau­chen — nämlich wie aus dem Nichts — tut auch des Nachts Euro­pas größte Leucht­re­klame, die neuer­dings am Schö­ne­ber­ger Gaso­me­ter für weitere Licht­ver­schmut­zung sorgt. Schön ist sie nicht, der unter Denk­mal­schutz stehende Ex-Gasbe­häl­ter ist jetzt nur noch ein Werbe­trä­ger. Darauf habe nun ich keine Lust.

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3 Kommentare

  1. > Keine Lust hatte auch die Poli­zei, dass die Rocker­gruppe Hells Angels
    > ihr neues Vereins­heim am Span­dauer Damm mit einem Motor­rad­korso
    > durch die City einweiht. Sie sperrte deshalb die Straße und legte Nagel­tep­pi­che aus

    Die woll­ten wohl mal sehen, wieviel Engel auf eine Nagel­spitze passen, hö hö :-)

  2. > Preu­ßen­park am Fehr­bel­li­ner Platz, wo sich seit vielen Jahren
    > an warmen Sommer-Wochen­ende thai­län­di­sche Fami­lien

    Ich unter­stelle, dass man sich bei denen, da oft mit Einhei­mi­schen verhei­ra­tet und durch­weg gut inte­griert, keine Unan­nehm­lich­kei­ten, schon gar keine gewalt­tä­tige Gegen­wehr erwar­tet. Bei ande­ren Bevöl­ke­rungs­grup­pen belässt man es wohl­wis­send bei Drei-Mann-Teams(!), die mehr­spra­chig höfli­che Ermah­nung per Hand­zet­tel vertei­len. Das Vorge­hen gegen die Thais ist die bösar­tige Ersatz­hand­lun­gen einer frus­trier­ten, unfä­hi­gen Verwal­tung, die wiederum von den uner­füll­ba­ren Vorga­ben der Poli­tik gequält wird.

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