Entstehung von Leipziger und Potsdamer Platz

Verkehrsturm am Potsdamer Platz, dahinter der Leipziger Platz mit dem Kaufhaus Wertheim. Dazwischen die Torhäuser. Aufnahme von ca. 1925

Leip­zi­ger und Pots­da­mer Platz sind heute ein wivh­ti­ger Verkehrs­kno­ten­punkt. Dies waren sie aber auch schon vor 280 Jahren. Auf Weisung von König Fried­rich Wilhelm I. wurde die Fried­rich­stadt, die sich rund um die Fried­rich­straße befand, nach Süden und Westen hin erwei­tert. An der Stelle des heuti­gen Leip­zi­ger Plat­zes wurde das “Okto­gon” (Acht­eck) errich­tet als einer von drei Plät­zen mit geome­tri­scher Grund­for­men. Die beiden ande­ren waren das Rondell am Belle-Alli­ance-Platz am Halle­schen Tor sowie das “Quar­ree” am Bran­den­bur­ger Tor.

Das “Octo­gon am Pots­da­mer Thor” wurde zur Erin­ne­rung an die Völker­schlacht bei Leip­zig in “Leip­zi­ger Platz” umbe­nannt. Hier an der Stadt­mauer war der Endpunkt der “Alten Leip­zi­ger Straße”. Nach den Plänen von Karl Fried­rich Schin­kel entstand auf dem Platz 1824 das neue Pots­da­mer Tor in Form von zwei Häusern mit vorge­stell­ten vier­glied­ri­gen Säulen­rei­hen. Die neuen, etwas stadt­ein­wärts errich­te­ten Torhäu­ser im grie­chi­schen Stil ersetz­ten das alte Stadt­tor, das ledig­lich aus zwei Säulen bestand. Anstelle des alten Tores wurde eine Grün­an­lage ange­legt, ein Empfangs­sa­lon für die in die Stadt kommen­den Besu­cher. Auf dieser Fläche kreuz­ten sich der stadt­aus­wärts führende Weg mit dem, der außen an der Stadt­mauer entlang führte. 1831 erhielt diese Kreu­zung offi­zi­ell den Namen “Pots­da­mer Platz”.

Zu diesem Zeit­punkt war der Leip­zi­ger Platz noch spär­lich bebaut, nur kleine Wohn­häu­ser säum­ten seinen Rand. Erst in den 1840er Jahren wurden immer mehr reprä­sen­ta­tive Gebäude errich­tet, Palais der Reichen und Adli­gen wie das des Admi­rals Prinz Adal­bert. An der Südseite entstand zudem das Preu­ßi­sche Minis­te­rium für Land­wirt­schaft, an der nörd­li­chen Seite die Kaiser­li­che Admi­ra­li­tät, das Reichs­ma­ri­ne­amt.
Nach dem Abriss der Stadt­mauer Ende der 1860er Jahre blie­ben nur noch die beiden Torhäu­ser stehen. Seiner tren­nen­den Grenze beraubt entstand so der Doppel­platz, genau genom­men ein Platz mit vorge­la­ger­ter Kreu­zung, wie wir ihn heute noch kennen.

Der Bau des Kauf­hau­ses Wert­heim von Alfred Messel, 1905 an der nörd­li­chen Ecke zur Leip­zi­ger Straße fertig­ge­stellt, zerstörte das Gesamt­bild des Leip­zi­ger Plat­zes. Der mehrere Grund­stü­cke umfas­sende Komplex beherrschte fortan den Platz. Immer wieder wurden in der Folge­zeit die Nach­bar­ge­bäude abge­ris­sen, um den Wert­heim­bau zu erwei­tern. So fiel z.B. 1925 auch das Mari­ne­amt einem Kauf­haus­an­bau zum Opfer. Dane­ben entstan­den ab den 80er Jahren das Palais des Groß-Verle­gers Rudolf Mosse, die Zentrale der “Großen Berli­ner Stra­ßen­bahn” sowie das Hotel Fürs­ten­hof und das Palast-Hotel. Der Zeit gemäß wurden auch noch Stand­bil­der aufge­stellt, bald waren es zehn Denk­mä­ler und Figu­ren­grup­pen, die den Leip­zi­ger Platz bevöl­ker­ten.

Der Pots­da­mer Platz entwi­ckelte sich durch das rasante Wachtum Berlins während der Grün­der­jahre zum verkehrs­reichs­ten Ort der Reichs­haupt­stadt. Zusätz­lich wurde der Verkehr durch Verbrei­tung des Auto­mo­bils um die Jahr­hun­dert­wende auch noch beschleu­nigt, bald war es für Fußgän­ger lebens­ge­fähr­lich, den Platz zu über­que­ren. Deshalb wurde 1924 hier mit dem Verkehrs­turm die erste Ampel Deutsch­lands errich­tet. Die waage­recht ange­ord­ne­ten elek­tri­schen Lich­ter regel­ten, von welcher Seite aus Stra­ßen- und Schie­nen­fahr­zeuge auf die Kreu­zung fahren durf­ten. Aller­dings stand der Turm nur elf Jahre. Als 1935 das gesamte Areal für den Bau der Nord­süd-S-Bahn aufge­ris­sen wurde, verschwand auch der Verkehrs­turm.

Außer einer Kopie des Turms ist heute von alldem nichts mehr zu sehen. Während des Krie­ges wurden bereits zahl­rei­che Gebäude beschä­digt oder zerstört, ab Februar 1945 waren alle Häuser Ruinen. Mit der Teilung der Stadt verlief die Grenze quer über den Pots­da­mer Platz, so dass die DDR-Regie­rung alle noch stehen­den Gebäu­de­reste am Leip­zi­ger Platz abrei­ßen ließ. Es entstand für 28 Jahre die größte inner­städ­ti­sche Sand­flä­che.
Mit dem Ende der Teilung kam das zweite Leben des berühm­ten Doppel­plat­zes, von dem aber meist nur der Pots­da­mer Platz im Rampen­licht steht. Dabei ist er — im Gegen­satz zum Leip­zi­ger Platz — auch heute vor allem nur eines: Eine große Stra­ßen­kreu­zung. Und dort, wo einst das Wert­heim den Leip­zi­ger Platz domi­nierte, drängt sich heute die “Mall of Berlin” wieder über­di­men­sio­niert in den Vorder­grund.

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