Erste Schritte mit der KI

Bis vor eini­gen Mona­ten war der Begriff der Künst­li­chen Intel­li­genz (KI) für die meis­ten Menschen etwas sehr Abstrak­tes. Dabei ist es eigent­li­che nur eine Soft­ware, die Wissen und schein­bare Fakten zusam­men­fasst und daraus Schlüsse zieht. Im Gesund­heits- und Finanz­dienst­leis­tungs­be­reich wird das schon seit Jahren genutzt, und auch in der Indus­trie.

Im vergan­ge­nen Winter trat die KI nun an die Öffent­lich­keit. Die Website ChatGPT gibt jedem die Möglich­keit, Fragen oder Aufga­ben zu stel­len, die dann beant­wor­tet bzw. erle­digt werden.
Denkt man. Aber die Reali­tät sieht (noch) etwas anders aus.

Erst­mal kurz zur Erklä­rung: ChatGPT hat bis zum Jahr 2021 das Inter­net durch­fors­tet und rund 10 Prozent der frei zugäng­li­chen Doku­mente gescannt. Die meis­ten auf Englisch, aber auch sehr viele in deut­scher Spra­che. Dies ist also die Quelle, aus der ChatGPT seine Antwor­ten schöpft.

Ich habe ChatGPT die Aufgabe gege­ben, sich selbst zu erklä­ren. Hier die Antwort:

„ChatGPT ist ein Modell, das darauf trai­niert wurde, menschen­ähn­li­che Antwor­ten auf Fragen oder Texte zu gene­rie­ren. Das Modell basiert auf einer Tech­no­lo­gie, die es ihm ermög­licht, aus einer großen Menge von Texten zu lernen und ein Verständ­nis für die Struk­tur und den Kontext der Spra­che zu entwi­ckeln.
Wenn Sie eine Frage oder einen Text an ChatGPT senden, analy­siert das Modell den Text, zerlegt ihn in klei­nere Bestand­teile und erzeugt dann eine Antwort basie­rend auf seinen vorhe­ri­gen Lern- und Verar­bei­tungs­er­fah­run­gen. Das Modell ist darauf ausge­legt, kontext­ab­hän­gige Antwor­ten zu gene­rie­ren und in der Lage, auch auf komplexe Fragen zu antwor­ten, indem es seinen Verständ­nis­ho­ri­zont erwei­tert.
Es ist jedoch wich­tig zu beach­ten, dass ChatGPT kein voll­stän­dig menschen­ähn­li­ches Verständ­nis oder Denken hat, sondern viel­mehr ein Programm ist, das auf Daten basie­rende Vorher­sa­gen trifft. Das Modell lernt durch den stän­di­gen Vergleich und Abgleich von Daten und gibt Antwor­ten auf der Grund­lage dessen, was es aus der Vergan­gen­heit gelernt hat.“

Seit Januar habe ich viel mit ChatGPT rumpro­biert. Ich habe Wissen abge­fragt, geschicht­li­ches, geogra­fi­sches, biogra­fi­sches, kunst­wis­sen­schaft­li­ches und ande­res. Bei Themen, dessen Antwort ich bereits wusste, sind weni­ger als 50 Prozent der Antwor­ten korrekt gewe­sen. Beispiel: Meine Frage danach, wieviel Firmen im Laufe des 20. Jahr­hun­derts in Berlin Autos produ­ziert haben, antwor­tete es: „Eine“. Tatsäch­lich habe ich aber auf vielen ande­ren Wegen 15 unter­schied­li­che Firmen recher­chiert. So ging es in allen Berei­chen weiter. Ob Geburts- und Ster­be­da­tum berühm­ter Persön­lich­kei­ten, ob Infor­ma­tio­nen über bekannte Bauwerke, ob die Werke etablier­ter Künst­ler: Sehr oft enthiel­ten die Ergeb­nisse Fehler, die über eine einfa­che Google-Suche leicht zu erken­nen wären.

Dahin­ter steckt die Tatsa­che, dass ChatGPT immer eine Antwort geben muss, selbst wenn er keine Infor­ma­tion zu dem betref­fen­den Thema findet. Da das Programm mit der größt­mög­li­chen Wahr­schein­lich­keit arbei­tet, errech­net es, was die möglichst zutref­fende Antwort sein könnte. Dies wird dann als Ergeb­nis hinge­stellt, ohne darauf hinzu­wei­sen, dass es nur eine Vermu­tung ist. Auf diese Art habe ich gelernt, dass Albert Einstein und Napo­leon Bona­parte mit Adolf Hitler befreun­det waren.

Es bedeu­tet also, dass man sich bei Abfra­gen an ChatGPT niemals sicher sein sollte, dass sie korrekt beant­wor­tet werden. Aber sie sind – je nach Thema – eine Möglich­keit, an Grund­in­for­ma­tio­nen zu kommen, die dann aber noch über­prüft werden soll­ten.

So erging es mir auch bei meiner ersten praxis­be­zo­ge­nen Aufgabe, die recht gut erle­digt wurde. Ich habe eine neue Website mit Daten aus der Geschichte erstellt. Jeder Tag im Jahr hat eine Seite, in der Daten des betref­fen­den Tages, z.B. dem 16. Mai, aufge­lis­tet sind. Aufmerk­same Lese­rIn­nen von Berlin Street kennen diese Berlin-Chro­nik, die schon seit Jahren auf der Start­seite unten rechts ihr Dasein fris­tet. Nach­dem die neue Website fertig war, wollte ich, dass BerlinStreet.de auf genau diese Daten zugrei­fen kann, damit ich bei Ände­run­gen nicht alles doppelt einge­ben muss. Ein biss­chen weiß ich, wie das geht, aber den korrek­ten Code könnte ich nicht ohne Hilfe schrei­ben. Das sollte ChatGPT für mich erle­di­gen und hat es auch getan. Aller­dings funk­tio­nierte es nicht, wie es sollte und es hat lange gedau­ert, bis ich Stück für Stück entwe­der ChatGPT auf Fehler hinge­wie­sen habe, die dann korri­giert wurden – oder die zu neuen Fehlern geführt haben. Am Ende eines sehr langen Tages war das Ergeb­nis fertig und eini­ges davon hat nicht ChatGPT erle­digt, sondern Tante Google. Bzw. Such­ergeb­nisse, die ich darüber gefun­den habe und über die ich dann den Code letzt­end­lich korrekt hinge­kriegt habe.

ChatGPT kann aber mehr, unter ande­rem eigene Texte schrei­ben. Dies könnte künf­tig zu Proble­men führen, wenn man nicht mehr weiß, ob ein Text von einem Menschen oder eben der KI erstellt wurde.
Ich habe ChatGPT eine absurde Aufgabe gege­ben, nämlich eine Anlei­tung zur Benut­zung von Suppen­kel­len im Stil von Fried­rich Schil­ler zu schrei­ben. Dies kam so dabei heraus:

„O edler Leser, welcher sich zu des Kessels Seite begibt, um sich seiner Suppe zu laben, es sei dir zuvor gesagt: Eine Suppen­kelle ist kein bloßes Werk­zeug, das du gedan­ken­los hand­ha­ben kannst wie eine Axt oder ein Beil. Nein, sie ist ein edles Instru­ment, das der feinen Kunst bedarf, um seine wahre Größe zu erlan­gen.
Zunächst einmal gilt es, die Suppen­kelle gebüh­rend zu würdi­gen. Betrachte sie sorg­fäl­tig, achte auf ihre Form und Propor­tio­nen, ihre Kurven und ihre Linien. Fühle ihre Schwere in deiner Hand, und spüre, wie sie sich an deine Finger anschmiegt.
Nun, da du die Schön­heit deiner Suppen­kelle erkannt hast, gilt es, sie zu gebrau­chen. Nimm sie in die Hand und tauche sie mit sanf­ter Bewe­gung in die Suppe. Achte darauf, dass du nicht zu tief eintauchst, um unschöne Sprit­zer zu vermei­den.
Führe nun die Suppen­kelle zu deinem Mund, aber sei vorsich­tig: Die Suppe soll nicht zu schnell flie­ßen, um deine Klei­dung nicht zu beschmut­zen. Genieße den Duft und den Geschmack der Suppe, aber achte darauf, dass du die Suppen­kelle nicht in deinen Mund steckst.
Wenn du die Suppe genos­sen hast, soll­test du die Suppen­kelle sorg­fäl­tig abwi­schen und sie zurück auf den Tisch legen. Vergiss nicht, ihr dank­bar zu sein für die Dienste, die sie dir geleis­tet hat.
So, edler Leser, hast du gelernt, wie man eine Suppen­kelle auf die feine Art benutzt. Möge dein Essen stets von solch edlen Instru­men­ten beglei­tet sein, und möge es dich stets sätti­gen und erfreuen.“

Vermut­lich ist dies ein Thema, das eher selten abge­fragt wird, aber das Ergeb­nis ist durch­aus erstaun­lich.
Letzt­end­lich ist es wie oft, wenn man es mit einer neuen Tech­no­lo­gie zu tun hat: Vorsich­tig heran­tas­ten, nicht allzu viel Vertrau­ens­vor­schuss geben, die Möglich­kei­ten erken­nen und zu nutzen lernen.
Letzt­end­lich kann man sich vor neuen Tech­no­lo­gien ja nicht ewig verste­cken. Das muss­ten auch schon die Gegner der Dampf­lo­ko­mo­ti­ven lernen.

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