Die Alkis im Park

Die Taxi­halte Turm- Ecke Strom­straße hält meist ein unschö­nes Schau­spiel bereit, beson­ders bei warmen Wetter. In der Park­an­lage, fünf Meter neben den warten­den Taxis, tref­fen sich die Alkis und Junkies der Gegend und lassen es sich gutge­hen. Zu zweit oder in klei­nen Grup­pen sitzen sie auf den Bänken und Beton­qua­dern.

Es ist ein gesel­li­ger Haufen, niemand sitzt allein. Meist reden sie fried­lich, nur manch­mal wird das Gemur­mel durch ein lautes Brül­len unter­bro­chen, wenn es einen Streit gibt.
Passan­ten, die den Park durch­que­ren müssen, beei­len sich, sie haben Angst, ange­pö­belt zu werden. Doch nur ein Betrun­ke­ner lallt in eine Rich­tung, in der niemand steht. Sein imagi­nä­res Opfer lässt er nicht aus dem Blick. Einer der Alkis tritt im Sitzen gegen seine Freun­din, dann nimmt er den Hund auf den Arm und küsst ihn auf die Schnauze. Ein ande­rer lacht sich darüber kaputt und verspritzt dabei etwas von seinem Bier. “Pass doch auf”, schreit die Frau, “das schöne Bier!”
Als drei Poli­zis­ten in grünem T‑Shirt den Platz betre­ten, machen sich mehrere Jungs aus dem Staub, die eben noch teil­nahms­los am Rand gestan­den haben. Offen­sicht­lich fühlen sie sich in ihren Geschäf­ten gestört. Doch die Poli­zei inter­es­siert sich nur für ein bewusst­los auf dem Rasen liegen­des Pärchen, neben sich mehrere leere Tetra­paks, die mal billi­gen Wein enthiel­ten.
Von Hertie kommt ein Mann über die Straße, ca. 50 Jahre alt, grau, Halb­glatze, speckige Akten­ta­sche, Typ 60er-Jahre-Malo­cher. Er schimpft laut über die Alko­ho­li­ker, sie soll­ten doch arbei­ten gehen, er erfüllt perfekt das klas­si­sche Spie­ßer-Klischee. Oder doch nicht? Nach­dem er eine Minute lang hass­erfüllt auf die Szene­rie geschaut hat, setzt er sich plötz­lich dazu, holt ein Bier aus seiner Tasche und gehört sofort dazu.
Anders der bullige BVG’­ler,  kurz­ge­scho­ren, den Schnauz­bart verdäch­tig schmal geschnit­ten: Er stol­ziert wie ein Panzer die U‑Bahn-Treppe herauf, rempelt einen der herum­ste­hen­den Junkies an und marschiert unbe­irrt weiter, die hinter­her­ge­ru­fe­nen Flüche beach­tet er nicht. Der Junkie regt sich auf, schreit, kotzt plötz­lich und bricht zusam­men. Die Poli­zis­ten sind sofort zur Stelle und heben ihn wieder auf. Fluchend torkelt er weg. Ein klei­ner Junge steht mit großen Augen dane­ben und versteht nicht, was hier vor sich geht. Ich auch nicht. Aber so ist hier täglich, im Park an der Taxi­halte Turm/Strom.

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Der Turm

Eines der ersten und bekann­tes­ten Häuser während der 1980er Bewe­gung der Haus­be­set­zer war der “Turm”. Das Haus direkt an der Mauer wurde im Septem­ber 1979 besetzt. Aufgrund seines markan­ten Trep­pen­hau­ses hatte es schnell den Namen […]

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