Fragwürdige Mittel

Inte­gra­ti­ons­se­na­to­rin Dilek Kolat berich­tete stolz, dass mehrere landes­ei­ge­nen Wohnungs­bau­ge­sell­schaf­ten eine Verein­ba­rung unter­schrie­ben haben. Danach sollen ab sofort in den Miet­ver­trä­gen von Degewo und “Stadt und Land” Klau­seln enthal­ten sein, dass in den von ihnen vermie­te­ten Räumen kein Handel mit rechts­ra­di­ka­len Waren getrie­ben werden darf und keine rech­ten Konzerte statt­fin­den dürfen.
Natür­lich ist es gut, wenn Neona­zis keine Struk­tu­ren zur Verfü­gung gestellt wird. Aber eine solche Klau­sel halte ich für den falschen Weg. Hier wird der Gesin­nungs­schnüf­fe­lei Tür und Tor geöff­net. Zudem gibt es keiner­lei rechts­staat­li­che Grund­lage dafür, im Gegen­teil: Es geht um poli­ti­sche Diskri­mi­nie­rung.
Es ist nicht so, dass es mir um die Nazis leid tut. Aber das Problem ist: Wenn sich ein Instru­ment erst­mal gegen­über einer Gruppe durch­ge­setzt hat, kann es auch gegen andere einge­setzt werden. So gab es in Berlin inner­halb eines Jahres durch die Poli­zei 1,6 Millio­nen Tele­fon­über­wa­chun­gen — nur bei Terro­ris­ten und Schwer­kri­mi­nel­len?

Wenn heute die Nazis von Miet­ver­trä­gen ausge­schlos­sen werden, ist der Weg frei, dass es morgen Kommu­nis­ten und Isla­mis­ten trifft und über­mor­gen Sozi­al­de­mo­kra­ten und Juden. Einmal einge­führt steht dieses Werk­zeug zur Verfü­gung und wird, je nach­dem wie die poli­ti­schen Verhält­nisse gerade sind, auch genutzt. Wie schnell so etwas gehen kann, sieht man aktu­ell in Ungarn, wo die Rechts­ra­di­ka­len an der Macht sind und alle lega­len Möglich­kei­ten der Diskri­mi­nie­rung nutzen, die ihnen zur Verfü­gung stehen.
Nazis müssen poli­tisch bekämpft werden, nicht aber mit unde­mo­kra­ti­schen Mitteln, durch die sie sich als Opfer darstel­len können. Sich der glei­chen Mittel zu bedie­nen, wie sie die Faschis­ten einset­zen würde, ist der falsche Weg.

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1 Kommentar

  1. 1,6 Mio. “Tele­fon­über­wa­chun­gen”? Da sind wahr­schein­lich alle Stand­ort­ab­fra­gen von Mobil­te­le­fo­nen in der Nähe bren­nen­der Autos oder ameri­ka­ni­scher Präsi­den­ten etc. mit enthal­ten. Ich halte den Begriff für etwas miss­ver­ständ­lich, aber inhalt­lich volle Zustim­mung.

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