Nochmal Glück gehabt

Das Nach­rich­ten­ma­ga­zin “Der Spie­gel” hatte in der letz­ten Woche eine Titel­story, in der es um die Zeit des “Kalten Kriegs” ging, also um die welt­weite Ausein­an­der­set­zung zwischen den west­li­chen und den Ostblock-Staa­ten vom Kriegs­ende 1945 an bis zum Fall der Mauer 1989.

“Am Abgrund” heißt der Bericht und er beschreibt erschre­ckend genau, wie knapp Mittel­eu­ropa an einem Atom­krieg vorbei­ge­schrammt ist. Mehr­mals seit 1949 und vor allem nach 1960 stand eine mili­tä­ri­sche Ausein­an­der­set­zung zwischen der Sowjet­union und den USA unmit­tel­bar bevor. Im Novem­ber 1979 gab es in Washing­ton einen Alarm, dass die Russen 2.200 Rake­ten mit Atom­spreng­köp­fen gestar­tet hätten, nach West­eu­ropa, vor allem aber in Rich­tung Amerika. Inner­halb weni­ger Minu­ten hätte der dama­lige US-Präsi­dent Jimmy Carter einen Gegen­schlag befoh­len. Auf befreun­dete Staa­ten wäre keine Rück­sicht mehr genom­men worden, Städte wie Berlin wären in Sekun­den von den ameri­ka­ni­schen Atom­ra­ke­ten voll­stän­dig zerstört worden, Über­le­bende hätte es keine gege­ben. Nur Minu­ten vor dem Start tausen­der Vergel­tungs­ra­ke­ten Rich­tung Europa und Russ­land wurde der Fehl­alarm bemerkt. Dabei gab es eine ähnli­che Situa­tion schon sechs Jahre zuvor, am 24. Okto­ber 1973. Hier saßen die Bomber­pi­lo­ten bereits in ihren Flug­zeu­gen, als der Irrtum erkannt wurde. Aber daraus hatte man nicht gelernt.
Putin 1983, während einer NATO-Übung, löste die Rote Armee die höchste Alarm­stufe aus, weil sie von einem Angriff der US-Ameri­ka­ner ausging. Diese hatten die Frei­gabe von Atom­ra­ke­ten geprobt, was die Russen aber als Angriff miss­ver­stan­den. Auch in diesen Tagen hätte es zu einem Atom­krieg kommen können.

Dass beide Seiten mehr­mals den Tod von zig Millio­nen unschul­di­ger Menschen in Kauf genom­men hätten, beweist, wie pervers die Logik des Kalten Krie­ges gewe­sen ist. Die Welt stand in den über vier Jahr­zehn­ten einige Male an diesem Punkt und der Spie­gel-Arti­kel zeigt, dass es keine poli­ti­sche Vernunft war, die die Apoka­lypse verhin­dert hat, sondern Zufall.

Dass wir heute leben, dass unser Land und unsere Stadt jetzt noch exis­tie­ren, ist ein unge­heu­res Glück. Doch auch wenn der Kalte Krieg vorbei ist, so sind immer noch die glei­chen an den Schalt­he­beln der Atom­waf­fen. Die Perso­nen haben zwar gewech­selt, genau wie die Feinde. Trotz­dem sind die beiden größ­ten Atom­mächte noch immer in der Lage, das Leben auf der Erde mehr­mals komplett auszu­lö­schen. Und dafür, dass sie heute vernünf­ti­ger sind als noch vor 20 oder 30 Jahren, gibt es aber leider keinen Beleg.

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