Innen

Begon­nen hat es Ende der 70er Jahre, als in der Bundes­re­pu­blik der Femi­nis­mus modern wurde. Vor allem in den 80ern gab es dann manche Auswüchse, die teil­weise bis heute nach­wir­ken.
Es war die Taz, die damit begon­nen hat. Damals gab es noch den Beruf des Setzers, der also das abge­schrie­ben und in eine druck­fer­tige Form gebracht hat, was die Autoren zuvor mit der Schreib­ma­schine geschrie­ben haben. Das Wort leitet sich von “Satz” ab, früher “Blei­satz”, einem Schritt zur Produk­tion der ferti­gen Druck­platte. Wie viele andere Inter­net­pro­du­zen­ten bin auch ich ein ehema­li­ger Setzer.

Bei der neu gegrün­de­ten Taz waren die Setzer aller­dings so souve­rän, dass sie nicht nur die Texte der Autoren abtipp­ten, sondern oft auch kommen­tier­ten. (Stimmt! Der Säzzer)
Vor allem die Frauen unter ihnen nahmen es nicht mehr hin, dass bei vielen Worten nur die männ­li­che Form benutzt wurde. Sie häng­ten ein “innen” mit dran, ohne das die Autoren das geschrie­ben hatten. So wurde aus den Verkäu­fern die Verkäufer/innen, meist wie in diesem Beispiel mit einem Schräg­strich von der männ­li­chen Form getrennt. Es gab außer­dem die Vari­ante mit den Klam­mern, wie bei “Verkäufer(innen).

Das war manchen zu wenig, sie woll­ten nicht nur ein Anhäng­sel blei­ben, sondern inte­gra­ler Bestand­teil des Wortes. Sie erfan­den das große “I” und die Verkäu­fe­rIn­nen waren gebo­ren. Nur ganz konse­quente Femi­nis­tIn­nen wähl­ten ausschließ­lich die weib­li­che Form, männ­li­che Verkäu­fer kamen dann gar nicht mehr vor.
Doch nicht alle Frauen soll­ten so berück­sich­tigt werden. Ich erin­nere mich an eine mona­te­lange Diskus­sion, ob denn Frauen, die “objek­tiv auf der ande­ren Seite stan­den”, auch in den Genuss des “innen” kommen soll­ten. Die Entschei­dung fiel so aus, dass es keine Poli­zis­tIn­nen oder Faschis­tIn­nen geben dürfte, weil das Böse ja männ­lich sei und durch solche Begriffe etwas von seinem Schre­cken verlie­ren könnte. Nazif­rauen durf­ten nicht mal mehr als Frauen bezeich­net werden soll­ten, statt­des­sen verwen­de­ten manche den Begriff “nicht­männ­li­che Nazis”. Beson­ders radi­kale Femi­nis­tin­nen wandel­ten sogar neutrale Worte um. Damit waren die Menschin­nen gebo­ren.

In den allge­mei­nen Sprach­ge­brauch hat sich das “innen” aber nur als zusätz­li­che Bezeich­nung durch­ge­setzt. Selbst die konser­va­tivs­ten Poli­ti­ker reden heute von den “Bürge­rin­nen und Bürgern”. Trotz­dem gibt es noch immer krea­tive Köpfe, die neue Varia­tio­nen entwi­ckeln. So tauchen seit eini­gen Mona­ten vermehrt die Unter­strich­frauen auf. Verkäufer_innen heißt das jetzt, offen­bar geht der Trend dahin, sich von den Männern = Sexis­ten weiter abzu­gren­zen. Das dürfte aus den glei­chen Krei­sen kommen, die schon mal versucht hatten, sogar das Wort “Eman­zi­pa­tion” zu verän­dern. Aber “Efrau­zi­pa­tion” sorgte dann sogar in der Damen­welt nur noch für Geläch­ter.

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